Kuratorinnen

Mette Kleinsteuber,
mettejohanna@live.de

Luise Mörke,
luisemoerke@gmail.com

Elisabeth Stumpf,
stumpf_elisabeth@web.de


Austausch als Konzept

Im Laufe des Studiums wird die Umwelt mit neu ausgerichteter Aufmerksamkeit wahrgenommen und hinterfragt. In Auseinandersetzung mit sich selbst und den anderen entwickeln sich Haltungen und Bewusstsein. Nicht das Ziel, sondern das Dazwischen steht sowohl im Studium als auch in unserer Ausstellung HECKE im Zentrum.

Die von Professorin Pia Linz angeregte Zusammenarbeit zwischen Studierenden der weißensee kunsthochschule berlin und Studentinnen der Kunst- und Bildgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin begann bereits im Herbst vergangenen Jahres. Das Ergebnis dieses interdisziplinären Dialogs wird jetzt, im Juli 2017, im Projektraum Kunstpunkt in Berlin Mitte vorgestellt.
»Austausch« als Ausstellungsthema wird dabei nicht in direktem Bezug auf die künstlerischen Arbeiten im Einzelnen verstanden, sondern richtet das Augenmerk auf deren Entstehung im Hochschulkontext, wo Wissenstransfer und Zusammenarbeit alltägliche Begleiter sind. Diese interdisziplinäre Begegnung beschränkt sich nicht auf bloße Planung und Organisation, sondern bietet Raum für Gedankenaustausch. Das Kuratieren wird als gleichberechtigter Austausch zwischen Studierenden zweier sehr unterschiedlicher Disziplinen verstanden, die an den Hochschulen strikt getrennt, im späteren Berufsleben jedoch kaum ohneeinander zu denken sind.

Die Ausgangsposition der Ausstellung unterscheidet sich insofern von klassischen Formaten, als dass im Vorhinein keine Auswahl der Werke getroffen wird und sich die Gruppenmitglieder durch ganz unterschiedliche Arbeitsweisen und Schwerpunkte auszeichnen. Um die Ausstellung dennoch von einer bloßen Präsentation der Semesterarbeiten abzuheben und um Bezüge zwischen den Werken herzustellen, wird sich zwar gegen eine thematische Begrenzung, jedoch für eine formale Rahmung entschieden. Durch die Aufteilung der Ausstellungsfläche in gleich große Rechtecke und die Zulosung von je zwei solcher Parzellen pro Künstler_in spiegelt der Ausstellungsraum nunmehr die zusammengewürfelte Ausgangssituation einer Kunsthochschulklasse wider. Jede_r Einzelne kann die jeweilige Parzelle frei gestalten und gegebenenfalls auch tauschen, muss dies aber in Absprache mit der Nachbarschaft tun. Während der Planungstreffen fiel die Ähnlichkeit zu den Gegebenheiten einer Kleingartenkolonie auf: Dort bietet jedes Grundstück seinem Pächter zumindest theoretisch die Möglichkeit zur freien Entfaltung abseits des urbanen Alltags, doch die Verständigung mit dem Nebenan ist auch hier grundlegend. Der Ausstellungstitel HECKE knüpft an diese Assoziation an. Die Hecke steht im Gegensatz zur abgrenzenden Mauer für eine im Wortsinn lebendige Grenze, die Grundstücke optisch voneinander abhebt, ohne jedoch die Verbindung zwischen ihnen zu trennen. Sie selbst bildet ein Biotop, dessen Beschaffenheit besondere Formen des Lebens und Zusammenlebens ermöglicht. Ähnliches geschieht bei der Ausstellungsplanung und später auch im Ausstellungsraum: Wo künstlerische und kuratorische Positionen aufeinandertreffen — mitunter gar verschmelzen — entsteht vor dem Hintergrund der Begegnung, der Gemeinschaft und der Grenzverwischung die Möglichkeit zur Selbstwerdung des Einzelnen.

Die Ausstellung ist in diesem Sinne kein bloßes Projekt, das es möglichst effizient und reibungslos durchzuführen gilt, sondern vor allem ein Experiment, bei dem neue Möglichkeiten des Ausstellens — frei von Erfolgs- und Profitdruck — erprobt werden und bei dem auch Umwege erlaubt sind.