Sebastian Pöge (*1992 in Wolgast, Deutschland)

Danksagung, Performance, Kunsthochschule Weißensee, 2016

Offenbarung

Im 1. Semester präsentierte ich nichts.
Ich bin vorgetreten und sagte etwas schüchtern: »Ich präsentiere nichts.«
Es entstand ein Streitgespräch zwischen den Professoren und mir. Ein Understatement zum Anfang, um gewappnet mich den Lehrenden preiszugeben. Ich warf den Professoren versteckt ihre Rolle zurück, indem der Lehrer fällt, wenn der Schüler fällt.

Nachprüfung, schlechter Vortrag
Ich halte einen unvorbereiteten Vortrag, monoton, mit persönlichen Geschichten, an wenigen Schwerpunkten langhangelnd, nach beobachteten Vorträgen von Modestudentinnen im Master. Ich war nie gut im Vortraghalten. Die Zuhörer unterstützten mich, wenn ich Fragen stellte, um mir zu helfen.

Im 3. Semester wollte ich eine Danksagung sagen, zu dessen einziger Vorbereitung gehörte, was werde ich dazu anziehen. Ich bin aufgeregt und fühle mich verpflichtet zu agieren, ich gebe aus Verlegenheit Modezeichnungen herum, die vorher entstanden. Ich bin sonst wenig dankbar. Wenn ich zeige, was ich kann, erreiche ich jemanden damit? Meine Menschlichkeit sieht man am besten in meinen Schwächen. Ich möchte wahrlich alles aussprechen, meine Gedanken teilen, mein Handeln erklären. Ich bin lieber in einer Welt des Understatements mit dessen Überraschungskraft. Ich bin dadurch freier. Erwartungen an mich sind unbedeutender. Ich bin dadurch taktisch, politisch mächtig, weiblich, helfenswert. Vielleicht bringt dies hauptsächlich mich weiter. Wir könnten durch das Verbergen etwas versäumen.